
Fotografie ist für mich mehr als das bloße Festhalten von Momenten – sie ist ein Medium, um Geschichten zu erzählen, Persönlichkeiten sichtbar zu machen und Emotionen einzufangen. Genau das war mein Ziel, als ich die junge und ambitionierte Boxerin Sarah für ein Shooting in ihrem Boxclub porträtieren durfte. Es sollte kein klassisches Sportportrait werden, sondern eine visuelle Reise in die Welt einer Sportlerin, die für ihren Traum kämpft. Noch besonderer wurde der Tag, weil ich zum ersten Mal meine mobile Studioanlage einsetzte – ein entscheidender Schritt, der meine Arbeitsweise auf ein neues Level gehoben hat.
Vorbereitung und Location – Die Atmosphäre des Boxclubs

Die Wahl der Location war dabei nicht zufällig. Ein Boxclub ist kein steriler Ort, sondern voller Charakter, Spuren von Schweiß, harter Arbeit und ehrgeizigen Träumen. Das Licht, die Farben, die Geräusche – all das prägt die Stimmung. Von Anfang an war klar, dass ich mit Sarah in ihrer natürlichen Umgebung arbeiten möchte. Ich wollte keine inszenierte Sport-Idylle erschaffen, sondern Authentizität – die echte, manchmal raue, aber immer ehrliche Welt des Boxsports.
Sarah hat mich schon beim ersten Treffen beeindruckt. Sie bringt nicht nur physische Stärke und Durchhaltevermögen mit, sondern auch einen besonderen Ausdruck, der zwischen Konzentration, Leidenschaft und manchmal auch Zweifel schwankt. Genau das wollte ich im Bild festhalten: Die Menschlichkeit hinter der Athletin.
Mein mobiles Studio – Jinbei HD 610 Blitze im Einsatz
Für dieses Shooting war mir schnell klar, dass ich mehr Kontrolle über das Licht brauche, als es das vorhandene Umgebungslicht bieten konnte. Die Lichtverhältnisse in Sporthallen und Boxclubs sind oft herausfordernd: Meist zu schwach, zu ungerichtet und nicht besonders schmeichelhaft. Deshalb kam erstmals meine mobile Studioanlage zum Einsatz – zwei akkubetriebene Jinbei HD 610 Blitze, die mir völlige Flexibilität in der Lichtgestaltung ermöglichten.
Das Hauptlicht bildete eine 1,5 Meter große Softbox, die ich direkt frontal und leicht oberhalb von Sarah positionierte. Diese große Softbox sorgt für weiches, gleichmäßiges Licht, das Gesicht und Oberkörper sanft modelliert, ohne zu hart zu wirken. Das Licht umhüllt das Motiv, lässt aber dennoch genug Zeichnung zu, um Muskeln und Konturen zu betonen – perfekt, um sowohl Stärke als auch Anmut einzufangen.
Der zweite Blitz, ausgestattet mit einem Standardreflektor, diente als Spitzlicht. Diesen positionierte ich schräg hinter Sarah, leicht versetzt zur Seite. Die Aufgabe dieses Lichts: Es sollte einen dezenten Glanz in ihr Haar zaubern und für eine feine Lichtkante sorgen, die sie optisch vom Hintergrund abhebt. Gerade in Umgebungen, in denen die Wände dunkel oder unruhig sind, ist dieses Licht ein echter Gamechanger. Es gibt dem Bild eine zusätzliche Dimension und verstärkt den Fokus auf das Motiv.
Der Ablauf – Konzentration und Vertrauen

Der Shoot dauerte ungefähr zwei Stunden. In dieser Zeit haben wir nicht nur verschiedene Posen und Einstellungen ausprobiert, sondern uns auch gemeinsam auf eine Stimmung eingelassen, die zwischen fokussierter Arbeit und spielerischer Kreativität oszillierte. Sarah war – trotz ihrer geringen Erfahrung als Model – sofort mit Herz und Seele dabei. Das ist keineswegs selbstverständlich; gerade bei Portraits merkt man schnell, wie wichtig das Vertrauen zwischen Fotograf und Model ist.
Zu Beginn habe ich bewusst mit „warmen“ Bildern gestartet: lockere, natürliche Porträts, bei denen Sarah sich an die Kamera und die ungewohnte Lichtsituation gewöhnen konnte. Das war wichtig, denn das ungewohnte Blitzen kann anfangs einschüchtern oder gar blenden. Aber sie hat sich schnell daran gewöhnt und sich voll auf die Aufnahmen eingelassen.
Später haben wir uns an dynamischere Posen herangetastet – klassische Boxerhaltungen, Trainingsszenen am Sandsack oder lockere Shadowboxing-Momente. Gerade hier wurde deutlich, wie wichtig die Lichtsetzung war: Das weiche Führungslicht hat selbst in Bewegung jede Nuance im Gesicht eingefangen, während das Spitzlicht die Silhouette klar und plastisch abgrenzte.
Kameraeinstellungen – Sarah im Mittelpunkt

Ich habe Blende und Belichtungszeit ganz bewusst so gewählt, dass die Umgebung fast vollständig ausgeblendet wurde. Mein Ziel war es, Sarah zum absoluten Mittelpunkt des Bildes zu machen – nicht nur visuell, sondern auch emotional. Dazu habe ich mit einer möglichst offenen Blende (meist f/2.8 oder f/3.5, je nach Brennweite) gearbeitet. Die geringe Tiefenschärfe sorgt dafür, dass der Hintergrund weich und unscheinbar wird – eine Bühne für Sarah, nicht für den Raum.
Die Belichtungszeit war dabei kurz genug gewählt, um auch schnelle Bewegungen einzufangen und Schärfe auf den Punkt zu setzen. Die Blitze haben ihre Arbeit zuverlässig getan: Dank High-Speed-Sync war es möglich, auch mit kurzen Belichtungszeiten bei offener Blende zu fotografieren, ohne das Bild zu überbelichten.
ISO habe ich so niedrig wie möglich gehalten, um das Bildrauschen zu minimieren. Die Jinbei HD 610 liefern genügend Leistung, um auch größere Räume auszuleuchten, ohne dass ich an die Grenzen der Lichtstärke komme.
Lichtgestaltung – Mehr als Technik
Doch trotz aller Technik bleibt die Lichtgestaltung immer auch eine Frage der Stimmung. Ich wollte das Licht nicht nur als Mittel zum Zweck, sondern als Teil der Bildaussage einsetzen. Die weiche Ausleuchtung hebt Sarahs Gesichtszüge hervor, modelliert die Muskeln und verleiht dem Bild eine fast skulpturale Qualität. Das Spitzlicht bringt einen Hauch von Glamour ins Bild, ohne es künstlich wirken zu lassen. Es unterstreicht, dass Sarah zwar Sportlerin ist, aber auch im Rampenlicht stehen kann – und darf.
Gerade beim Fotografieren von Sportlern ist es wichtig, das richtige Maß zu finden: Zu viel Inszenierung nimmt die Authentizität, zu wenig Lichtgestaltung lässt die Bilder schnell langweilig wirken. Dieser schmale Grat war bei diesem Shooting besonders spannend.
Die Bildauswahl – Von hunderten Aufnahmen zum finalen Ergebnis

Nach dem Shooting beginnt der oft unterschätzte Teil der Arbeit: die Bildauswahl und Nachbearbeitung. Bei über zweihundert Aufnahmen galt es, die besten Momente herauszufiltern – jene Bilder, die nicht nur technisch überzeugen, sondern auch emotional berühren. Das sind oft die Bilder, die auf den ersten Blick unspektakulär wirken, aber beim zweiten Hinsehen eine Geschichte erzählen.
Die Nachbearbeitung habe ich sehr behutsam gehalten: Kontraste leicht angehoben, Hauttöne angepasst, das Licht noch etwas betont, ohne den natürlichen Look zu zerstören. Wichtig war mir, dass Sarah auf den Bildern echt und unverstellt wirkt – so, wie sie ist, wenn sie im Training alles gibt.
Persönliche Worte – Dank an Sarah
Zum Abschluss möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Sarah bedanken, dass sie mir als Model zur Verfügung gestanden hat. Es ist keine Selbstverständlichkeit, sich vor die Kamera zu stellen – schon gar nicht als Sportlerin, die es gewohnt ist, im Ring und nicht im Rampenlicht zu stehen. Sarah hat sich nicht nur auf die ungewohnte Situation eingelassen, sondern auch ihre Persönlichkeit und Leidenschaft eingebracht. Das merkt man jedem Bild an.
Das Shooting mit Sarah hat mir wieder einmal gezeigt, wie wichtig gegenseitiges Vertrauen und eine gute Atmosphäre sind. Nur dann entstehen Bilder, die mehr sind als bloße Abbildungen – echte Portraits, die den Charakter des Menschen einfangen.
Mein Weg zur mobilen Studiofotografie
Dieser Photoshoot war in vielerlei Hinsicht eine Premiere: Zum ersten Mal habe ich meine mobile Studioanlage im „echten“ Einsatz genutzt, erstmals durfte ich eine junge Boxerin in ihrer Trainingsumgebung begleiten. Die Kombination aus flexibler Lichtgestaltung und authentischer Location hat mir neue Möglichkeiten eröffnet und meine Begeisterung für On-Location-Shoots weiter entfacht.
Für mich steht fest: Technik ist wichtig, aber nicht alles. Im Mittelpunkt stehen immer die Menschen, ihre Geschichten, ihr Mut, sich vor der Kamera zu zeigen. Und manchmal – mit etwas Glück und viel Vorbereitung – gelingt es, beides zusammenzubringen: Ein technisches Setup, das den Rahmen schafft, und ein Mensch, der das Bild mit Leben füllt.
Ich freue mich schon auf die nächsten Herausforderungen und darauf, noch viele spannende Persönlichkeiten ins richtige Licht zu setzen – vielleicht ja wieder im Boxclub, vielleicht an einem ganz anderen Ort. Danke, Sarah, für dein Vertrauen und deinen Mut. Und danke an alle, die mich auf meinem fotografischen Weg begleiten.