
Als leidenschaftlicher Landschaftsfotograf hat mich der Gedanke, ein Gigapixel-Panorama zu erstellen, schon länger gereizt. Das perfekte Motiv war schnell gefunden: der Schneeberg in Niederösterreich, ein legendäres Fotorevier und mit 2076 Metern der höchste Berg Niederösterreichs. Das Ziel: Ein Panorama, das nicht nur in puncto Auflösung neue Maßstäbe setzt, sondern auch die dramatische Schönheit dieser einzigartigen Bergwelt einfängt. Doch wie läuft so ein Projekt ab – von der Planung bis zum fertigen Bild? Hier mein Erfahrungsbericht, der zeigt, dass so ein Gigapixel-Panorama nicht nur aus vielen Einzelbildern, sondern vor allem aus Geduld, Technik und ein bisschen Glück besteht.
Die Planung: Von der Idee zur Umsetzung
Die Vorbereitung begann schon Wochen zuvor. Ich wusste, dass ein solches Projekt nicht nur eine leistungsfähige Kamera erfordert, sondern auch perfektes Wetter, das am Berg alles andere als garantiert ist. Eine Wanderung zum Gipfel kam für mich diesmal aus pragmatischen Gründen nicht in Frage – zu viel schweres Equipment und der Wunsch, möglichst ausgeruht und entspannt oben anzukommen. Zum Glück gibt es die traditionsreiche Schneebergbahn, die seit über 120 Jahren Besucher bequem auf das Hochplateau bringt.
Ich reservierte mir frühzeitig ein Ticket für einen Wochentag, in der Hoffnung, den größten Touristenandrang zu vermeiden. In der Fototasche: Meine Canon 5D Mark III, ein bewährter Klassiker mit 22 Megapixeln, ein 200mm Teleobjektiv und – als Herzstück des Setups – der Novoflex VR II Pro Nodalpunktadapter, der für perfekte Parallaxefreiheit beim Schwenken sorgt.
Die Anreise: Mit der Schneebergbahn nach oben
Früh am Morgen startete mein kleines Abenteuer. Die Sonne stand noch tief, als ich am Bahnhof Puchberg am Schneeberg eintraf. Die Vorfreude war groß – nicht nur auf das Fotografieren, sondern auch auf die gemütliche Fahrt mit der Zahnradbahn. Die historische Garnitur arbeitete sich langsam, aber stetig nach oben, vorbei an dichten Wäldern, felsigen Abhängen und ersten Schneefeldern. Schon während der Fahrt offenbarte sich ein weiter Blick über das Wiener Becken, und die Idee eines Gigapixel-Panoramas nahm in meinem Kopf immer konkretere Züge an.
Oben angekommen, wehte ein kühler Wind, und die Luft roch frisch nach Frühling und Gebirge. Noch war es ruhig am Plateau. Ich suchte mir einen geeigneten Standort, der eine möglichst freie Rundumsicht bot und genug Abstand zu anderen Ausflüglern ließ.
Das Setup: Technik trifft auf Natur
Auf einer Höhe von knapp 2000 Metern baute ich mein Equipment auf. Der Wind hatte zwar etwas aufgefrischt, aber das stabile Stativ mit dem Nodalpunktadapter stand bombenfest. Der Novoflex VR II Pro ist in solchen Situationen Gold wert: Mit seinen präzisen Rastpunkten und den soliden Klemmungen lässt sich die Kamera exakt in Position bringen und von Bild zu Bild verschwenken, ohne dass sich der Nodalpunkt verändert. Gerade bei langen Brennweiten wie 200mm ist das entscheidend, um später keine ärgerlichen Parallaxenfehler beim Stitchen zu bekommen.
Die Canon 5D Mark III war schon oft mein zuverlässiger Begleiter bei schwierigen Bedingungen – und auch diesmal enttäuschte sie mich nicht. Mit 22 Megapixeln pro Bild kann man schon im Einzelbild erstaunliche Details herauskitzeln. Doch für das Gigapixel-Panorama würde ich eine ganze Batterie von Einzelbildern benötigen, die später zu einem riesigen Gesamtbild zusammengesetzt werden.
Das Wetter: Zwischen Geduld und Glück
Das Wetter meinte es fast gut mit mir. Fast – denn leider war die Wolkendecke dichter als erwartet. Immer wieder zog Nebel durch, manchmal verschwanden ganze Bergketten im weißen Dunst. Doch ich hatte Zeit mitgebracht. Mit etwas Geduld und mehreren Tassen heißem Tee (danke Thermoskanne!) wartete ich auf die richtigen Momente: Ab und zu riss der Himmel auf, Sonnenstrahlen brachen durch die Wolkendecke und tauchten die Szenerie in ein atemberaubendes Licht. Diese kurzen Intervalle galt es zu nutzen.
Der Vorteil des Teleobjektivs lag auf der Hand: Mit 200mm Brennweite konnte ich selbst weit entfernte Gipfel und Täler formatfüllend abbilden. Gleichzeitig wuchs dadurch die Anzahl der benötigten Aufnahmen exponentiell. Je enger der Bildwinkel, desto mehr Einzelbilder braucht man, um das gesamte Panorama abzudecken. Eine Herausforderung, die sich mit einem gut abgestimmten Workflow aber meistern lässt.
Die Aufnahmen: Bild für Bild zum Gigapixel-Panorama
Mit dem Nodalpunktadapter drehte ich die Kamera systematisch von links nach rechts, Zeile für Zeile, und achtete darauf, jede Aufnahme mit mindestens 30% Überlappung zu fotografieren. So stellte ich sicher, dass die Stitching-Software später genügend Anhaltspunkte findet, um die Bilder korrekt zusammenzusetzen.
Ich wählte Blende 8 für maximale Schärfe und eine Belichtungszeit, die trotz des Windes keine Bewegungsunschärfe zuließ. Die ISO blieb niedrig – das Licht war trotz der Wolken ausreichend. Jede Sequenz bestand aus mehreren Dutzend Aufnahmen, insgesamt kam ich auf 182 Einzelbilder, die später das finale Panorama ergeben sollten. Nach jeder Zeile kontrollierte ich die Fotos auf dem Display, um sicherzugehen, dass keine Lücken entstanden sind und alle Bereiche abgedeckt sind.
Ein entscheidender Punkt: Der Weißabgleich musste fest eingestellt werden, um Farbverschiebungen im Endergebnis zu vermeiden. Auch der Fokus blieb manuell, denn bei Landschaftsaufnahmen und Serien ist Verlässlichkeit wichtiger als Geschwindigkeit. Im Live-View konnte ich die Schärfe exakt auf unendlich legen, ohne dass der Autofokus in den Wolken zu suchen begann.
Die Herausforderungen: Technik, Wetter und Ausdauer
So ein Panorama am Berg ist eine Geduldsprobe. Nicht nur wegen des wechselhaften Wetters, sondern auch wegen der Konzentration, die es erfordert, bei jeder Aufnahme alles richtig zu machen. Ein verrutschter Nodalpunkt, eine falsch eingestellte Belichtung oder eine ungenügende Überlappung – all das kann später beim Zusammensetzen für viel Frust sorgen. Hinzu kommt die körperliche Komponente: Obwohl ich nicht hinaufgewandert war, fordert die dünnere Höhenluft auf 2000 Metern ihren Tribut. Umso wichtiger ist es, Pausen einzubauen und immer wieder den Blick zu heben – um zu genießen, was man da eigentlich fotografiert.
Der Abstieg und die Nachbearbeitung: Von der Karte zum Gigapixel
Nachdem ich mein Equipment sicher verstaut hatte, gönnte ich mir noch eine kleine Rast am Berg und ließ die Eindrücke auf mich wirken. Die Rückfahrt mit der Zahnradbahn war eine wohltuende Erholung nach der Anspannung und Konzentration der letzten Stunden. Zuhause wartete die eigentliche Sisyphusarbeit: das Zusammenfügen der Einzelbilder.
Mit einer leistungsstarken Stitching-Software – in meinem Fall PTGui – importierte ich die RAWs, passte die Projektionsart an (zylindrisch, um die Weitläufigkeit zu erhalten) und startete den Prozess. Die Software berechnete zunächst die Überlappungen und Ausrichtungen, dann begann das Rendern des Gigapixels. Selbst auf einem schnellen Rechner dauert das eine ganze Weile. Fehlerhafte Übergänge, Farbabrisse oder Geisterbilder mussten manuell korrigiert werden – ein Aufwand, der sich am Ende jedoch bezahlt macht.
Das Ergebnis: Eine Zeitreise in unvorstellbarer Auflösung
Als das finale Bild endlich fertig war, offenbarte sich die ganze Magie des Moments: Unzählige Details, selbst kleinste Strukturen in den entfernten Felsen, Hütten auf den Almen und Wanderwege im Tal waren sichtbar. Man konnte sich stundenlang in diesem Panorama verlieren, immer neue Perspektiven entdecken und den Schneeberg in einer Detailfülle erleben, die das menschliche Auge so nie erfassen könnte.
Ein Gigapixel-Panorama ist mehr als nur ein Foto. Es ist ein Zeitdokument, das einen besonderen Tag, eine außergewöhnliche Lichtstimmung und den Zauber der Berge für immer festhält. Wer einmal die Arbeit, die hinter so einem Projekt steckt, selbst erlebt hat, sieht solche Bilder mit ganz anderen Augen – und spürt die Leidenschaft, die sie entstehen lässt.