
Die Gloriette im Schlosspark Schönbrunn zählt zu den wohl bekanntesten Fotomotiven Wiens. Doch sie als Motiv für ein Gigapixel-Panorama zu wählen, ist noch einmal eine andere Herausforderung – und ein echtes Herzensprojekt für Liebhaber von Detail und Technik gleichermaßen. In diesem Beitrag nehme ich euch mit auf meine Reise zur Entstehung dieses Bildes, vom ersten Gedanken über die präzise Planung bis hin zum finalen Ergebnis.
Die Idee und Motivation
Schon lange faszinieren mich großformatige Panoramen, insbesondere im Gigapixel-Bereich, da sie eine unglaubliche Detailtiefe und einen fast schon überwältigenden Eindruck der Szenerie vermitteln. Die Gloriette bietet dafür eine perfekte Kulisse: eine ikonische, barocke Architektur, eingebettet in eine weitläufige Parklandschaft mit Sichtachsen und spannenden Lichtstimmungen. Gerade das erste Sonnenlicht, das die Sandsteinfassade goldgelb erstrahlen lässt, hatte ich mir als Ziel gesetzt.
Die Planung: Sonne, Uhrzeit und Standort
Für ein Panorama dieser Größe ist eine akribische Vorbereitung das A und O. Ein entscheidender Faktor für die Bildwirkung ist das Licht, vor allem im Zusammenspiel von Architektur und Umgebung. Ich wusste: Nur das richtige Sonnenlicht bringt die Farben und Strukturen der Gloriette optimal zur Geltung.
Hier kam die App PhotoPills zum Einsatz, ein bewährtes Tool zur Berechnung des Sonnenstandes zu jeder Tages- und Jahreszeit. Ich simulierte den Sonnenverlauf für verschiedene Tage und stellte fest, dass das perfekte Licht – also die Sonne leicht von der Seite, um die Strukturen plastisch hervorzuheben, aber ohne harte Schatten – etwa eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang zu erwarten war. Um die ruhige Stimmung und möglichst wenig Besucher im Bild zu haben, plante ich meine Ankunft auf kurz nach Öffnung des Schlossparks.
Vor Ort angekommen, fand ich die von mir gewählte Position, die mir einen ungestörten Blick auf die Gloriette ermöglichte, inklusive ausreichend Platz für das Stativ und den Bewegungsraum des Panoramakopfes. Ich kontrollierte noch einmal mit der App, ob der Sonnenstand wie erwartet war – und tatsächlich: Der Tag präsentierte sich mit makellosem, wolkenlosem Himmel und einem angenehm warmen Licht, das die Gloriette in ein goldenes Gewand hüllte.
Die Ausrüstung: Präzision zählt
Für ein Gigapixel-Panorama braucht es nicht nur eine Kamera mit hoher Auflösung, sondern vor allem ein sorgfältig abgestimmtes Setup. Ich entschied mich für meine Canon 5D Mark III – eine Kamera, die auch bei niedrigeren ISO-Werten eine hervorragende Bildqualität liefert und mit ihren 22 Megapixeln pro Bild mehr als ausreichend Material für eine extreme Vergrößerung bereitstellt.
Als Objektiv wählte ich das Canon 70-200mm f2.8 L. Für Panoramen empfiehlt sich oft eine längere Brennweite, um durch die Einzelbilder möglichst wenig perspektivische Verzerrung zu haben und die Details fein aufzulösen. Ich arbeitete im Bereich von 135mm – ein guter Kompromiss zwischen Detailreichtum und Überschaubarkeit beim Fotografieren.
Das vielleicht wichtigste Werkzeug war der Novoflex VR II Pro Nodalpunktadapter. Mit ihm kann die Kamera so justiert werden, dass sich der Drehpunkt exakt im Nodalpunkt des Objektivs befindet. Das verhindert Parallaxenfehler, die später beim Zusammenfügen der Einzelbilder zu Problemen führen könnten, insbesondere bei Motiven mit Vordergrund und vielen feinen Details wie Balustraden, Fenstern oder Bäumen.
Das Stativ – ein massives Modell aus Carbon – sorgte für die nötige Stabilität. Ich arbeitete außerdem mit Fernauslöser und Spiegelvorauslösung, um auch das letzte Quäntchen Schärfe aus den Aufnahmen herauszuholen.
Die Aufnahme: 80 Einzelbilder für ein Bild
Das eigentliche Fotografieren eines solchen Panoramas ist eine Mischung aus Konzentration und meditativer Wiederholung. Mit dem Novoflex Nodalpunktadapter und der exakt ausgerichteten Kamera begann ich systematisch Reihe für Reihe zu fotografieren. Ich wählte den manuellen Modus und speicherte die Belichtung sowie den Weißabgleich, um über die gesamte Serie hinweg konsistente Bedingungen zu haben.
Jede Reihe bestand aus etwa 8-10 Bildern, und insgesamt waren es 80 Einzelaufnahmen, die ich später zu einem einzigen Gigapixel-Bild zusammensetzen wollte. Die Überlappung zwischen den Bildern hielt ich bewusst bei etwa 30%, um genügend Ansatzpunkte für die spätere Stitching-Software zu bieten. Zwischen den Reihen achtete ich stets darauf, die Vertikale sauber beizubehalten – hier zahlte sich die Erfahrung im Umgang mit dem Panoramakopf aus.
Trotz der frühen Uhrzeit kamen vereinzelt schon Spaziergänger ins Bild – diese wurden jedoch entweder bewusst eingeplant oder später im Postprocessing entfernt. Das Licht blieb während der gesamten Session konstant und das Wetter hätte besser kaum sein können: strahlender Sonnenschein, ein fast wolkenloser Himmel und ein angenehm kühler Morgenwind.
Die Nachbearbeitung: Von Einzelbildern zum Gigapixel-Panorama
Zurück am Rechner begann der aufwändige Teil: das Zusammenfügen und Bearbeiten der Einzelaufnahmen. Ich nutzte Adobe Lightroom für die Grundbearbeitung – hier wurden Belichtung, Weißabgleich und Kontrast optimiert, bevor ich die Bilder als TIFFs exportierte.
Das eigentliche Stitching erfolgte in PTGui, einer Software, die auf das Zusammenfügen großer Panoramen spezialisiert ist. Trotz der hohen Anzahl an Bildern und der enormen Dateigröße funktionierte der Stitching-Vorgang nach einigen Optimierungsschritten reibungslos. Entscheidend war es, die Kontrollpunkte sorgfältig zu setzen und gegebenenfalls manuell nachzujustieren.
Im Anschluss wurde das fertige Panorama noch einmal in Photoshop geöffnet, um kleine Fehler wie Geisterbilder oder zufällige Besucher zu retuschieren. Am Ende stand ein Bild von beeindruckender Größe und Schärfe – mit unzähligen Details, die beim Hineinzoomen erst nach und nach sichtbar werden: die filigranen Ornamente der Gloriette, spiegelnde Fenster, selbst einzelne Blätter im Park.
Faszination Gigapixel
Das Erstellen eines Gigapixel-Panoramas ist eine Erfahrung, die Geduld, Planung und einen Hang zur Perfektion erfordert – aber auch unglaublich belohnend ist. Die Gloriette in Schönbrunn erstrahlt auf diese Weise nicht nur im besten Licht, sondern offenbart sich in all ihren Facetten und Details, wie sie dem bloßen Auge sonst verborgen bleiben. Für mich war es ein Projekt, das Technik und Kreativität vereint – und das Ergebnis lädt immer wieder zum Entdecken ein.
Ich kann jedem Fotografen nur empfehlen, sich an einem solchen Projekt zu versuchen. Mit der richtigen Vorbereitung, etwas technischem Know-how und einer Prise Ausdauer gelingen Panoramen, die weit mehr sind als nur ein großes Bild: Sie sind eine Einladung, in eine Szene einzutauchen und sie in ihrer ganzen Pracht zu erleben.