
Die digitale Küchenvisualisierung entwickelt sich stetig weiter. Moderne Technologien ermöglichen es, Räume nicht nur darzustellen, sondern direkt erlebbar zu machen.
Digitale Küchenvisualisierung 360° eröffnet neue Perspektiven: Nutzer*innen können sich im Raum bewegen, Schubladen öffnen oder einen Blick in Schränke werfen – alles per Mausklick oder Fingertipp. Dadurch entsteht ein virtueller Eindruck, der über klassische Küchenfotos weit hinausgeht.
In diesem Beitrag zeige ich, wie ich ein solches Panorama technisch und gestalterisch umgesetzt habe. Ich habe Fotografie, Bildbearbeitung und Webentwicklung miteinander verbunden, um eine innovative Lösung für die virtuelle Küchenpräsentation zu schaffen – mit besonderem Fokus auf Interaktivität und Benutzerfreundlichkeit.
Ziel: Eine digitale Küchenvisualisierung 360°

Viele Entscheidungen beim Küchenkauf basieren nicht nur auf Maßen oder Farben, sondern auf dem sogenannten Raumgefühl. Menschen möchten erleben, wie sich die Küche anfühlt: Wie tief lassen sich Schubladen herausziehen? Wie wirken die Oberflächen? Welche Funktionalität bietet das Innenleben der Schränke?
Genau dieses Erlebnis digital zu simulieren, war mein Ziel.
Digitale Küchenvisualisierung 360° verbindet klassische Fotografie mit interaktiven Elementen und schafft so eine realitätsnahe Begehung – direkt im Browser, ohne eine Ausstellung besuchen zu müssen.
Technik und Workflow
Verwendete Ausrüstung
Um ein realistisches, hochauflösendes Panorama zu erstellen, habe ich folgende Technik eingesetzt:
- Kamera: Canon 5ds R (mit 50 Megapixeln, ideal für detailreiche Innenraumaufnahmen)
- Objektiv: Sigma 8mm F3.5 EX DG Fisheye (ermöglicht extremen Bildwinkel)
- Stativsystem: Nodal Ninja Ultimate R20 (für exakte Drehung um den Nodalpunkt)
- Livellierung: Nodal Ninja EZ Leveler II (sorgt für exakte horizontale Ausrichtung)
Diese Kombination ermöglichte es, ein vollständiges sphärisches Panorama mit nur vier Aufnahmen zu erstellen – jeweils im 90°-Winkel zueinander aufgenommen. Dadurch wurde der Aufnahmeprozess effizient und reproduzierbar.
Kameraeinstellungen
Für optimale Bildqualität nutzte ich die folgenden Einstellungen:
- Blende: f/13 – für durchgehende Tiefenschärfe
- ISO: 100 – um Bildrauschen zu vermeiden
- Belichtungszeit: 4 Sekunden – angepasst an das konstante Studiolicht
Planung der Aufnahmen: Zustände erfassen
Für die digitale Küchenvisualisierung 360° genügt es nicht, nur eine Aufnahme der Küche zu machen. Stattdessen habe ich ein zweistufiges System umgesetzt:

- Hauptaufnahme: die Küche im vollständig geschlossenen Zustand
- Zustandsaufnahmen: separate Serien für jede mögliche Interaktion, etwa eine geöffnete Schublade, ein geöffneter Schrank oder ein ausgeklappter Mechanismus
Die Kamera blieb während des gesamten Prozesses millimetergenau an derselben Position. Das war entscheidend, um später im Web die Zustände nahtlos wechseln zu können, ohne visuelle Sprünge oder perspektivische Fehler.
Insgesamt entstanden auf diese Weise 26 Panoramen, die sich dynamisch miteinander verknüpfen lassen.
Bildbearbeitung und Stitching
Lightroom und Photoshop
Zunächst importierte ich die RAW-Aufnahmen in Adobe Lightroom, wo ich grundlegende Korrekturen vornahm:
- Weißabgleich anpassen
- Belichtung angleichen
- Objektivverzerrungen korrigieren
- Kleinere Bildfehler entfernen
Anschließend öffnete ich die Bilder in Adobe Photoshop. Dort bearbeitete ich störende Reflexionen, entfernte Lichtquellen oder Ausrüstungsdetails aus den Spiegelungen und retuschierte gegebenenfalls das Stativ, das in den Nadirbereich (Boden) ragte.
PTGui für das Stitching

Die fertigen Einzelbilder fügte ich mit der Software PTGui zu einem vollständigen sphärischen Panorama zusammen. Da ich mit einem Nodalpunktadapter gearbeitet hatte, verlief das Stitching weitgehend automatisiert. PTGui erkannte die Bildüberlappungen zuverlässig und setzte sie korrekt zusammen.
Die Übergänge im Zenit (Decke) und Nadir (Boden) maskierte ich direkt in PTGui oder retuschierte sie in Photoshop nach. So entstanden saubere, geschlossene Panoramen, die als Grundlage für die interaktive Webtour dienen.
Interaktive Umsetzung mit KRpano

Für die Einbindung ins Web verwendete ich die Software KRpano, die auf die Darstellung und Navigation in 360°-Panoramen spezialisiert ist.
Interaktive Funktionen:
- Hotspots auf Küchenelementen, z. B. auf Schubladen oder Türen
- Bei Klick auf einen Hotspot lädt KRpano automatisch das Panorama mit dem geöffneten Zustand
- Nur ein Element gleichzeitig geöffnet – das sorgt für Übersichtlichkeit und verhindert Überladung
Die Steuerung realisierte ich über XML und JavaScript, angepasst mit dem Phoenix Code Editor. Die Tour funktioniert sowohl auf Desktop als auch mobil flüssig und ohne Einschränkungen.
Gestaltung und technisches Feintuning
Neben der technischen Umsetzung war auch die visuelle Gestaltung zentral:
- Ich vermeidete Spiegelungen durch gezielte Lichtführung und den Einsatz von Diffusoren
- Ich markierte die Kameraposition exakt am Boden, um konsistente Perspektiven bei Zustandswechseln zu gewährleisten
- Ich komprimierte die Bilddateien im WebP-Format und nutzte Lazy Loading, um Ladezeiten gering zu halten
Diese Maßnahmen führten zu einer insgesamt hohen Performance der Webtour, auch auf Smartphones und Tablets.
Fazit: Digitale Küchenvisualisierung 360° als neues Erlebnisformat
Digitale Küchenvisualisierung 360° verbindet klassische Panoramafotografie mit modernen Webtechnologien. Das Ergebnis ist ein interaktives Raumerlebnis, das Nutzer*innen erlaubt, eine Küche online nicht nur zu sehen, sondern zu erleben.
Die Methode eignet sich nicht nur für Küchenstudios, sondern auch für:
- Showrooms und Möbelausstellungen
- Immobilienbesichtigungen
- Museen und Ausstellungen
- Hotels oder Ferienwohnungen
Für dieses Projekt stand keine kommerzielle Vermarktung im Vordergrund. Vielmehr ging es mir darum, herauszufinden, wie sich reale Räume sinnvoll und realitätsnah ins Digitale übertragen lassen.
Die entstandene virtuelle Küche ist ein konkretes Beispiel für das Potenzial moderner 360°-Technik – und ein möglicher Ausblick darauf, wie digitale Raumplanung in Zukunft aussehen kann.